Sachsen-Anhalt wies auch im Jahr 2022 die höchste Kriminalitätsbelastung (Straftaten je 100.000 Einwohner) aller Flächenländer in Deutschland auf. Die Städte Halle und Magdeburg gehörten zu den zwölf kriminalitätsbelasteten Städten unter den 80 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern in Deutschland. Das zuständige Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt erklärte gegenüber den Medien, dass die Statistik „keinen pauschalen Vergleich der Kriminalitätsbelastung von Ländern und Städten“ zulasse, da „das Anzeigeverhalten und auch die Schwerpunkte der polizeilichen Arbeit unterschiedlich sein können“.
Rüdiger Erben, innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, fordert seit zehn Jahren eine wissenschaftliche Untersuchung der Ursachen für die hohe (statistische) Kriminalitätsbelastung und verweist darauf, dass sich das Innenministerium ebenso lange weigert, der Sache auf den Grund zu gehen.
Erben: „Mit dem Anzeigeverhalten oder unterschiedlichen Schwerpunkten der Polizeiarbeit kann man möglicherweise die Unterschiede zu west- oder süddeutschen Bundesländern oder Großstädten erklären. Doch warum es in Sachsen-Anhalt eine so deutlich höhere Kriminalitätsbelastung als in den anderen ostdeutschen Bundesländern und in Halle und Magdeburg so deutlich mehr Straftaten als in Chemnitz, Rostock oder Erfurt gibt, das kann man so nicht erklären. Vielleicht ist das zehnte Jahr in Folge endlich ein Weckruf, das Problem nicht mehr gefühlsmäßig erklären zu wollen, sondern wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen.“