Energiepreise stabilisieren - Nord Stream 2 unverzüglich in Betrieb nehmen
28. Januar 2022

Holger Hövelmann: Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 darf nicht zur energiepolitischen Erpressbarkeit der Bundesrepublik führen

© Susie Knoll

Im vergangenen halben Jahr ist Erdgas in Deutschland und Europa zu dem Rohstoff geworden, von dem unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung wesentlich abhängt. Nahezu vierfach sind die Erdgaspreise seit 2015 gestiegen. Dies verteuert nicht nur die Versorgung mit Strom und Wärme.
Die  sachsen-anhaltische Chemieindustrie ist von den Folgen der eklatanten Preissteigerungen besonders betroffen. In der Folge erhöhen sich unter anderem die Kosten für landwirtschaftliche Produkte und Logistik.

Der Bürger leidet also in finanzieller Hinsicht gleich mehrfach: Nicht nur seine Strom- und Heizabrechnung wird größer, auch das ganz normale Brötchen vom Bäcker oder der Supermarktgang werden teurer.
Der Landtag debattierte schon zum Ende des vergangenen Jahres über den gestiegenen Erdgaspreis. Die Gründe für haben sich nicht geändert: Hohe Nachfrage und niedriges Angebot wirken sich ungünstig auf den Marktpreis aus.

Die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 würde am Energiemarkt die Angst vor einer Versorgungsknappheit mindern und so den Preis nach unten drücken.
Denn die physische Versorgung mit Erdgas ist kein Problem. Durch die bestehenden Pipelines fließt für den europäischen Bedarf genug aus Russland zu. Aber der psychologische Effekt sollte nicht unterschätzt werden: Der Verbrauch von Erdgas wird in den nächsten Jahren bei uns voraussichtlich steigen, da es sich um eine wichtige Brückentechnologie in der Energiewende handelt. Die Steigerung der Versorgungskapazität durch Nord Stream 2 kann daher bereits jetzt zur Beruhigung und Stabilisierung der Preise beitragen.

Die Entwicklungen in Osteuropa, die durchaus realistische Gefahr eines Krieges zwischen Russland und der Ukraine, haben in den letzten Wochen zu erheblichem Druck im In- und Ausland geführt, die noch ausstehenden Genehmigungen für den Pipelinebetrieb zu versagen.
Eine solche Entwicklung wäre besonders für Sachsen-Anhalt fatal. Unsere Chemieindustrie, aber auch andere energieintensive Unternehmen in der Glas-, Aluminium- und Stahlbranche würden weiter steigenden Preisen leiden.

Holger Hövelmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 darf nicht zur energiepolitischen Erpressbarkeit der Bundesrepublik führen. Und sie darf auch kein Freibrief für militärische Aggressionen sein. Wir sagen ausdrücklich: Ohne Frieden in Europa kann es keinen Wohlstand in Europa geben, weder bei uns, noch in Russland, noch in der Ukraine. Von diplomatischen Lösungen profitieren alle; von Säbelrasseln niemand.