Zweiter Standort der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung
15. September 2021

Erben: Neubau auf einer Ostseeinsel kann nicht das letzte Wort der Bundesregierung gewesen sein

Seit dem letzten Winter sucht das Bundesinnenministerium nach einem zweiten Standort der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung. Deren bisheriger (alleiniger) Sitz liegt seit Jahrzehnten im rheinland-pfälzischen Ahrweiler. Dort werden u.a. die Angehörigen der Katastrophenschutzstäbe aus ganz Deutschland geschult. Eine Konsequenz für die Neuausrichtung des Katastrophenschutzes war die Entscheidung, dass es einen zweiten Standort in Ostdeutschland geben soll. Für diesen wurden mehrere Anforderungen formuliert. So sollte der Standort verkehrsgünstig für alle Landeshauptstädte in Nord- und Ostdeutschland liegen und es sollten Synergien mit anderen Standorten des Bevölkerungsschutzes bestehen. Zudem sollte möglichst kein Neubau oder größere Umbauten notwendig sein, weil der Standort innerhalb von zwei Jahren bezugsfertig sein soll.

Heute wollen jedoch Bundesinnenminister Seehofer (CSU) und Stralsunds Oberbürgermeister Badrow (CDU) eine Absichtserklärung unterzeichnen, wonach die Behörde mit 100 Mitarbeitern in einen Neubau auf der zu Stralsund gehörenden Ostseeinsel Dänholm ziehen soll.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Rüdiger Erben, ist erstaunt, dass jetzt, eineinhalb Wochen vor der Bundestagswahl, eine solche, nicht fachlich nachvollziehbare Weichenstellung zugunsten eines abgelegenen Standortes getroffen wird. Er wirbt stattdessen für den Standort Heyrothsberge im Landkreis Jerichower Land. Am Standort des landeseigenen Institutes für Brand- und Katastrophenschutz sei alles vorhanden, worauf man eigentlich Wert bei der Standortsuche legen wollte.

Erben: „Anstatt sich für einen Standort wie Heyrothsberge zu entscheiden, der alle Anforderungen erfüllt, bringt der Bundesinnenminister ein Abschiedsgeschenk in den Wahlkreis der Bundeskanzlerin. Nicht umsonst wird Heyrothsberge wegen seiner Kompetenz und der Tradition als „deutsche Feuerwehrhauptstadt“ bezeichnet. Das würde für einen Standort auf einer Ostseeinsel komplett ignoriert und wird auch kaum auf die Akzeptanz der Katastrophenschützer in Ostdeutschland treffen. Deshalb kann die Absichtserklärung nicht die letzte Weichenstellung gewesen sein. Stattdessen muss die Standortfrage nach der Bundestagswahl noch einmal auf den Prüfstand.“