Landtagsdebatte zum Islamunterricht
5. April 2019

Kolb-Janssen: Muslimischen Kindern ein aufgeklärtes Islamkonzept vermitteln

Der Landtag berät am heutigen Freitag über das Thema Islamunterricht in Sachsen-Anhalt. In der Debatte erklärt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Angela Kolb-Janssen:

Es lohnt sich, sich noch einmal zu vergegenwärtigen, was die Koalitionsparteien CDU, SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben:

Die Koalitionspartner stimmen darüber überein, dass sie ein dem konfessionellen Unterricht vergleichbares Unterrichtsangebot für muslimische Schülerinnen und Schüler im Land Sachsen-Anhalt einführen wollen. Die Voraussetzungen sind zu prüfen.

Das ist eine wichtige und richtige Grundsatzentscheidung – die aber nicht leicht umzusetzen ist; diese Erfahrung haben andere Bundesländer auch schon gemacht. Ich will erläutern, warum das Thema Islam aus unserer Sicht in die öffentlichen Schulen gehört.

Unsere Gesellschaft kann kein Interesse daran haben, dass Kinder aus muslimische Familien Informationen über die Glaubensinhalte ihrer Religion nur über familiäre Traditionen oder in Koranschulen im Hinterhof erhalten können. Insbesondere das Auftreten von Imamen, die kein Deutsch sprechen, nicht in westlichen Gesellschaften sozialisiert sind und aus ihren Herkunftsländern ein doktrinäres Islamverständnis mitbringen, hat einen negativen Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen. Nicht zuletzt kann in einem solchen Umfeld auch der Einfluss von islamistischen politischen Strömungen wachsen, weil diese Art der Tradierung des Islam dem Blick des Staates und einer kritischen Öffentlichkeit entzogen ist.

Deshalb ist es grundsätzlich der bessere Weg, wenn in deutschen Moscheen Imame in deutscher Sprache predigen, die an deutschen Hochschulen ausgebildet wurden – und wenn muslimischen Kindern an öffentlichen Schulen ein aufgeklärtes Islamkonzept vermittelt wird.

Soweit sind wir in Sachsen-Anhalt noch nicht. Aber der Koalitionsausschuss hat mit seinem Beschluss vom Februar 2019 die Initiative für den Ethikunterricht an Schwerpunktschulen auf den Weg gebracht, die der Bildungsminister eben vorgestellt hat. Ich begrüße die Ankündigung, dass das Konzept für diesen Schwerpunktunterricht termingerecht zum Juni vorliegen soll.

Und ich habe eine Bitte: Eine Voraussetzung für ein gutes Miteinander ist die Offenheit und Bereitschaft der islamischen Gemeinden zum Dialog mit den Kultusbehörden und mit der Gesellschaft. Diese Bereitschaft ist bei den Gemeinden in Sachsen-Anhalt gegeben – das weiß jeder, der schon einmal das direkte Gespräch gesucht hat. Ich hoffe, dass die Bereitschaft zum offenen und vorbehaltlosen Dialog auch im Ministerium besteht und dass dieser Dialog ausgebaut und verstetigt wird. Die Sache ist es wert.