"Alarmruf" der Kammern zur dualen Berufsausbildung
13. Juli 2018

Hövelmann: Für die Attraktivität von Ausbildungsberufen müssen alle Beteiligten etwas beitragen

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Holger Hövelmann, hat den „Alarmruf“ der Kammern aus dem Süden Sachsen-Anhalts begrüßt. „Gerade kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe merken seit langem, wie konkret das Problem Fachkräftemangel wird – weil ihnen der Nachwuchs fehlt“, so Hövelmann. „Es stimmt, dass jetzt an vielen Stellen umgesteuert werden muss. Für die Attraktivität von Ausbildungsberufen müssen aber alle Beteiligten etwas beitragen.“ Die Handwerkskammer Halle (Saale) und die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau hatten heute erklärt, sie könnten ihrer Aufgabe, für gut ausgebildeten Fachkräftenachwuchs zu sorgen, nicht mehr voll gerecht werden.

Hövelmann bekannte sich ausdrücklich zu den Aufgaben, die der Staat in diesem Zusammenhang erfüllen müsse. Das betreffe Bund und Land: „Die Mindestausbildungsvergütung, die im Berliner Koalitionsvertrag verankert ist, muss schnell kommen, und sie muss ein echter Anreiz werden.“ Aber auch das Land sei an verschiedenen Stellen gefragt. Hövelmann bedankte sich für den „kräftigen Rückenwind“ der beiden Kammern für die Einführung eines Azubi-Tickets. „Wir erwarten von unseren jungen Leuten doppelte Mobilität: für den Weg zum Ausbildungsbetrieb und für den Weg zur Berufsschule. Aber bislang stellte das Land dafür keine ausreichende Unterstützung zur Verfügung. Wenn die Mittel für Fahrtkostenerstattung und Internatsunterbringung jetzt von 200.000 auf drei Millionen Euro erhöht werden, wie es die Landesregierung vorhat, dann ist das schon mal ein großer Schritt nach vorn“, sagte Hövelmann, „und perspektivisch müssen wir dann ein echtes Azubi-Ticket daraus machen.“ Er appellierte zugleich an das Bildungsministerium, bei der Berufsschulnetzplanung die Kritik der Kammern zu berücksichtigen und den Berufsschülerinnen und Berufsschülern keine immer längeren Schulwege zuzumuten.

Mit staatlichen Maßnahmen allein könne der Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen aber nicht gewonnen werden, sagte der SPD-Politiker. „In erster Linie sind die Unternehmen natürlich selbst gefragt. Woran liegt es denn, dass die Kammern besonders den Mangel bei Restaurantfachleuten beklagen müssen? Natürlich an den im Vergleich zu anderen Branchen viel zu niedrigen Löhnen und an den von vielen Azubis beklagten Arbeitsbedingungen“, so Hövelmann. Die betroffenen Branchen müssten sich bei Lohn, Ausbildungsvergütung und bei den Übernahmechancen für Azubis des Konkurrenzdrucks anderer Berufe stärker bewusst werden. Auch das immer noch bestehende Ost-West-Gefälle sei ein anhaltendes Problem. Hövelmann: „Wer nicht will, dass die jungen Leute mit den Füßen abstimmen, muss ihnen etwas bieten.“