SPD-Landtagsfraktion zur Situation der Berufsbildung in Sachsen-Anhalt
29. Juni 2017

Pähle: Duale Ausbildung noch attraktiver machen, Belastungen abbauen

Die SPD-Landtagsfraktion will eine Diskussion darüber anstoßen, wie berufliche Ausbildung und Berufsschulbildung in Sachsen-Anhalt flexibel, sozial gerecht und möglichst wohnortnah ausgestaltet werden kann. „Junge Menschen finden in Sachsen-Anhalt heute nicht nur gute Ausbildungs-, sondern auch ausgezeichnete Übernahmechancen. Acht von zehn Ausgebildeten werden übernommen – das ist bundesweiter Spitzenwert“, sagte Fraktionsvorsitzende Katja Pähle mit Blick auf den am 27.6.17 im Kabinett vorgestellten Berufsbildungsbericht der Landesregierung. „Es gibt also derzeit beste Aussichten für einen guten Start ins Berufsleben.“

Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Landtag sehen dennoch Verbesserungsbedarf. „Wir wollen die duale Ausbildung sowohl für die Auszubildenden als auch für die Betriebe noch attraktiver gestalten und Belastungen abbauen“, sagte Pähle weiter. Das betreffe insbesondere lange Wege zu den Berufsschulen. In Sachsen-Anhalt müssen mehr als doppelt so viele Jugendliche wie in Westdeutschland so weite Wege zur Berufsschule zurücklegen, dass sie auswärts untergebracht werden müssen oder sehr hohe Fahrtkosten haben. Pähle: „Nicht zuletzt die Ausdifferenzierung von Ausbildungsgängen hat dazu geführt, dass einige spezialisierte Fachklassen nur an wenigen Orten angeboten werden und die Jugendlichen quer durchs ganze Land zu ihrer Berufsschule oder Fachschule unterwegs sind – zum Beispiel nach Salzwedel für die Tourismusbranche. Das ist nicht nur für die Berufsschülerinnen und -schüler belastend, es gefährdet in manchen Branchen auch den Fachkräftenachwuchs.“ So berichteten es auch Unternehmen und Kammern immer häufiger.

Die regionale Verteilung der Ausbildungsgänge gehört nach Auffassung der SPD-Fraktion deshalb auf den Prüfstand. Und wo lange Anfahrten unvermeidbar seien, müsse es eine bessere Kostenentlastung geben. „Die geltende Richtlinie ist völlig veraltet und muss an den heutigen Aufwand und die Ausbildungsvergütungen angepasst werden“, sagte Pähle. „Im Koalitionsvertrag wurde auf unser Betreiben ergänzend vereinbart, die Einführung eines Azubi-Tickets zu prüfen.“ Diese und andere Vorschläge will die SPD noch im Sommer in einem Expertengespräch erörtern.

Die Fraktionsvorsitzende begrüßte, dass die SPD-Bundestagsfraktion sich mit ihrem gestern vorgestellten Konzept „Neuer Aufbruch für die berufliche Bildung“ zu einer Mitfinanzierung des Bundes bei Mobilitätszuschüssen und beim Wohnheimbau für Auszubildende bekannt habe.

Das Papier der Berliner Fraktionskolleginnen und -kollegen stecke über diesen finanziellen Aspekt hinaus voller Vorschläge, die für die Länder und die Wirtschaft von Bedeutung seien, unterstrich Pähle: „Das betrifft vor allem die stärkere duale Ausrichtung, Gebührenfreiheit und perspektivische Vergütung vollschulischer Ausbildungsgänge. Ich bin froh, dass mit dem Pflegeberufereformgesetz die Gebührenfreiheit für die Pflegeausbildung kommen wird und damit ein wichtiger erster Schritt getan wird.“ Weitere wichtige Impulse seien bessere Möglichkeiten zur Teilzeitausbildung zum Beispiel für Eltern oder in Familienpflegephasen sowie ein verbesserter Aufenthaltsstatus für junge Flüchtlinge während der Ausbildung und damit mehr Sicherheit für die ausbildenden Betriebe.

Link zum Berufsbildungsbericht der Landesregierung: https://ms.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MS/MS/5_BB_2016/2016_BerufsBilBer_Berichtstext.pdf

Link zum Konzept der SPD-Bundestagsfraktion:

http://www.spdfraktion.de/system/files/documents/positionspapier-beruflichebildung.pdf